Seit Freitag habe ich nun Ferien und was sich zuvor noch als Ferienreife und Kreatives-Loch bezeichnen ließ, ist nun wie weggeblasen.
1.Inspiration finden *check*
So gammelte ich noch am Freitag als Einstieg in die Ferien vor Netflix und schaute mir Marco Polo an, als mir eine Weste die Inspiration für meine Gugel schenkte.
(Für alle die sich jetzt fragen: 'was zum Donnerwetter ist eine Gugel?'; du hast nun verschiedene Möglichkeiten es herauszufinden, entweder googelst du 'Gugel' oder du schaust dir mein Endergebnis an oder du lässt dich mit der schlichten Umschreibung 'eine Art Umhang/Schulterüberwurf' abspeisen.) Im August ist zudem noch die Conquest of Mythodea und dafür kann ich eine hübsche Gugel gut gebrauchen. Ich hatte vor einiger Zeit (vielmehr vor Jahren) auf dem Flohmarkt gegerbte Kaninchenfelle für 1€ das Stück erstanden. Da ich auf einem erst kürzlich vergangenen Flohmarkt den perfekten Wollstoff für mein Projekt gekauft hatte war eigentlich alles vorhanden. Ich wollte eine Kurzgugel, sie sollte nicht über die Schultern hängen aber eine schöne Kapuze haben. Nach ein wenig Internetrecherche, beschloss ich mir mein Schnittmuster selbst zu erstellen. Ich habe mein Vorgehen mal wieder ganauestens dokumentiert, es folgt also eine Anleitung zum Gugelnähen.
2.Skizze anfertigen *check*
Wenn ich noch etwas mehr Stoff finde und sich herausstellt, dass ich eine Erweiterung benötige werde ich gegebenenfalls noch einen Dreiteiler machen.
3.Schnittmuster erarbeiten *check*
Zunächst auf dem Papier; ich brauche nur 3 Teile davon ist eines das Cape und die anderen Beiden bilden die Seitenteile der Kapuze.
Mit meinen Maßen fertige ich ein Probestück aus Stoff an, dieses wird jedoch nicht zusammengenäht, sondern nur zu Probezwecken zusammengesteckt mit Nadeln. Ich habe als Muster für die Kapuze einen Hoodie genommen, der eine Kapuze nach meinen Wünschen hat. Begonnen habe ich mit einem Kreis von ca. 20cm Durchmesser (15cm reichen vollkommen) das ist mein Halsausschnitt. Vom Kreisrand markierst du dir dann wo die Gugel aufhören soll, bei mir sind das 20cm (sie soll ja nicht über die Schultern fallen sondern dort enden). Vorne soll sie länger sein und etwas spitz zulaufen.
Bei meinem ersten Probestück, hat sich herausgestellt, dass ich etwas zu großzügig mit dem Halsauschnitt war und dass auf diese Weise der Stoff über die Schultern fällt. Trotzdem war mein Muster fürs erste ok und ich wusste was ich beim endgültigen Übertragen ändern musste.
4.Übertragen und Zuschneiden *check*
So jetzt das Ganze nochmal in ordentlich und ohne Rumgekritzel übertragen und daran denken, das Halsloch kleiner zu machen. Der weiße Biberflanell wird mein Innenfutter. Kleiner Tipp, arbeitet auf einer glatten Oberfläche und nehmt den Stoff doppelt, so spart ihr euch eine Menge Arbeit, streicht die Stoffe gut glatt und steckt sie zusammen, dann könnt ihr auch direkt in einem Rutsch mehrere Teile schneiden, auf diese Weise konnte ich mir das doppelte Ausschneiden der Kapuze sparen und auch das Cape ist symmetrisch und kann gefaltet werden.
Ich habe mich noch für eine Lederspitze entschieden, die ich unter dem Fellbesatz hervorschauen lassen möchte. Also auch hier wieder zuschneiden. Ich habe mich für eine ähnliche Spitze entschieden, die ich auch schon bei meiner Restetasche benutzt habe. Diese habe ich auf mein Leder mit braunem Stift übertragen und habe sie ausgeschnitten, ich musste an zwei Stellen das Leder verbinden, da ich kein so großes Stück hatte, dass ich in einem Stück hätte arbeiten können. Die oberen Löcher sind zum Festnähen des Kaninchenfells gedacht.
Das Kaninchenfell musste auch noch in Streifen geschnitten werden, hier musste ich auf den Strich des Fells achten auch habe ich mit einem Skalpell nur das Leder angeritzt, damit nicht so viele Fellfusseln herumfliegen und auch später keine unschönen abschnittenen Haare an den Kanten zu sehen sind. Ich habe mich für ein braunes Fell entschieden, denn gedecktere Farben kann ich besser mit verschiedenen Charakteren kombinieren.
5.Losnähen *check*
Die Kapuzen müssen nun einzeln zusammengenäht werden um dann an der Naht vereint zu werden.
Die äußere Kapuze wird nun gewendet, dass die Naht Innen liegt, die innere Kapuze wird in die äußere gelegt und nun an den Nähten zusammengesteckt.
Jetzt nähe ich mit einer Stopfnadel per Hand, genau auf der Naht, die Kapuzen zusammen.
Nachdem ich das innere und das äußere Cape zusammengenäht und gewendet habe, habe ich die Kanten geglättet und wieder mit Nadeln festgesteckt. Dann liegen die Stoffe wieder richtig aufeinander, was beim Zusammennähen von Cape und Kapuze wichtig ist.
Als Nächstes habe ich die Kapuze am Halsausschnitt mit Nadeln befestigt und sie mit einem einfachen Stich per Maschine zusammengenäht, später wurde die Naht noch umsäumt mit einem Zickzackstich. Fangt beim Zusammenstecken am besten in der Mitte (also am Rücken des Capes bzw. Hinterkopf der Kapuze an, dann kann der Überschuss bei der Kapuze besser behandelt werden. Beim Zusammenstecken legt ihr die Innenseiten zusammen, dort sind dann später auch die unschönen Nähte. Mit den Rundungen ist es auch nicht unbedingt einfach, aber wenn ihr euer Cape so hinlegt, dass der Halsausschnitt eine Gerade bildet, dann habt ihr es etwas leichter, da die Kapuze auch eine gerade Kante hat.
Die Lederspitze kann nun mit dem Fell versehen werden und danach an der Gugel befestigt werden. Ich habe immer durch das Loch gestochen, von Hinten nach vorne durch das Fell und dann wieder durch das Loch zurück.
Jetzt müssen noch knapp über der Kaninchennaht Löcher in 1cm Abständen gemacht werden, dort wird die Gugel mit dem Besatz zusammengenäht. Überschüssiges Material kann nun einfach abgeschnitten werden, es würde nur dafür sorgen, dass die Gugel unregelmäßig schwer ist und an manchen Stellen eventuell komisch fällt.
Jetzt habe ich den Lederbesatz ausgelegt und die Gugel darüber. Nun kann ich mit Nadeln das Ganze sichern und jetzt geht es an die Handarbeit.
Die Borte nun auch nochmal für die Kapuze machen und dann sind wir bald fertig.
Zum Schließen habe ich mir etwas besonderes ausgedacht, funktionieren soll es wie ein Knopf, aber dieser Metallbeschlag, der eigentlich für einen Schrank o.ä. gedacht ist ist mein Knopfersatz. Noch eine geflochtete Schnur zum Verschließen und fertig.
Flauschiversumschild einnähen und fertig.
6.Anziehen und freuen *check*
Nach 12 Stunden habe ich eine Gugel wie ich sie mir vorgestellt habe.